Micro-Cosmos von Thomas Bremser ab 1989

Meine liebste Bücherecke
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Arno Schmidt ZETTEL'S TRAUM
Vorwort aus Zettels Traum von Arno Schmidt (Suhrkamp)
Heavy atomic submarine floating in ocean 3d illustration

Alles hat seine Zeit

Ein kleiner autobiographischer Rundgang von Thomas Bremser, um die Entwicklungen der Konzertideen u. a. vom Ensemble ZUNGENREDEN zu verstehen und zu begleiten. Alles was vor 1989 entstand ist Bestandteil der VOR*Lesung, und des kommenden Stückes ARIADNE.

Micro-Cosmos ab 1989 von Thomas Bremser
Im Sommer 1989 entstand die CD-Produktion der BERGISCHEN MUSIKSCHULE Wuppertal und des WDR „Liebeskummer (un)gelöst“.

Die Canzone von Paolo Quagliati „O bellezza gentile“ ist immer noch auf YOUTUBE (siehe weiter unten) zu hören und wird auch im Jahre 2009 in der Produktion „Caterinuccia“ erklingen. Potzblitz! Wie man sich irren kann…!


CD-Cover der Marienvesper

Im Sommer dann eine sensationelle Marienvesper-Aufnahme (Deutscher Schallplattenpreis) und Dezember 1989 war dann die H-Moll Messe von Bach mit dem Stuttgarter Kammerchor unter der Leitung von Frieder Bernius im Herkulessaal in München.

Vor dem Konzert, in dem der wunderbare Derek Lee Ragin den Altus sang, traf ich zufällig die Schauspielerin Christine K., die mich indirekt zu der Beschäftigung mit Orpheus und Eurydike inspirierte.

Während ich an einem anderen Tisch speiste, skizzierte ich kurz mein Projekt, dass ich ihr dann überbringen ließ. Auf diesem Papier stand auch die Telefonnummer meiner Mutter, Brunhilde Bremser (1934-2017), hier ein Foto von 1956, mit der sich Christine K., wie ich erst nach dem Konzert im Herkulessaal erfuhr, telefonisch, lange unterhalten hatte. Meine Mutter als Souffleuse: Deutsche Oper am Rhein, Brüssel, Düsseldorf, Duisburg und Bayreuth, da erstarrte meine Mutter nicht vor Ehrfurcht am Telefon.
Worum es in dem langen Gespräch mit Frau K. ging, habe ich nie wirklich erfahren.


Brunhilde Bremser Foto: Titus Bremser

Schließlich bekam ich ein paar Tage später noch ein Telegramm von Frau K. aus Wien, das ich (leider), wahrscheinlich aus einem inneren Widerstand heraus, nie beantwortete.

Und wie nah und lebendig war die Assoziation mit der 17jährigen jungen Schauspielerin Frau K., die den Hollywood-Star Tony C. geheiratet hatte? Wenn das nicht die wahre Geschichte von Orpheus und Eurydike war. Aber halt! In der Mythologie stirbt Eurydike den zweifachen Tod. In meiner Geschichte soll sie leben, solange sie mag! 1990 startete ich einen erneuten Versuch und telefonierte mit Frau Hannelore E., und wollte sie in der Rolle sehen. Lockmittel war eine zugesandte Music-Cassette mit der Canzone von Paolo Quagliati. Natürlich hatte ich damals nicht die Produktionskosten zusammen, ließ mich aber weiterhin von den wunderbaren Büchern von Silke Leopold (Monteverdi) und Klaus Theweleit (Buch der Könige) inspirieren und leiten. Ich solle mich melden, sagte Frau E. damals aus F. zu mir am Telefon…

Nach einer sehr winterlichen Konzerttournee mit der Heinrich-Schütz-Gesellschaft in Bad Köstritz, mitten in den Wendemonaten, fuhr ich mit der Musikwissenschaftlerin Dr. Silke Leopold im Januar 1990 gemeinsam in ihrem Käfer, direkt nach einem Konzert im „Apollosaal“ in Berlin, über den noch existierenden Checkpoint Charly wieder in den Westen.

Danach verlor sich das Thema Orpheus und Eurydike für eine Weile bei mir u.a. weil ich ab 1991 ich an meiner eigenen Karriere bastelte. Auf einmal kamen sehr viel Angebote.

Jahrmarkt Foto: Thomas Bremser
Silke Leopold: zweites Buch von oben
Prof. Dr. Silke Leopold
Buch der Könige
Prof. Klaus Theweleit


Mitridate-Applaus (Foto: privat)

Unter anderem sang ich 1991 unter der Leitung von Christopher Hogwwod, für den SWF Baden-Baden, den Farnace in der Opera Seria Mitridate von Mozart. Die fabelhafte Sopranistin Emma Kirkby sang meinen Bruder Sifare. Konzertreise Amerika, Konzert im Mannheimer Rosengarten, zahllose Oratorien, Kantaten und kleine Projekte.


Mit Emma Kirkby (Foto: privat)

Hörprobe
https://soundcloud.app.goo.gl/i73hBMnFPsEE6y2a6


Danach kam ein halbes Jahr gar nichts, was für mich unerklärlich war. Eine wirkliche Flaute. Auch das noch! Um nicht in Jammer zu versinken, heuerte ich in Duisburg für ca. 6 Monate bei der Speditions-Firma Kühne & Nagel an. Ich verbrachte meinen Arbeitsalltag mit dem Leeren von 40 Fuß Containern. Danke an die Firma! Hat mir sehr geholfen!


Da ich ja schon im zweiten Semester 1985 an der Robert Schumann Hochschule in Düsseldorf, als Solist an die Kölner Oper kam, war es wie ein wirklicher Aufbruch in die Welt der Oper. Und ich hatte einige wichtige Kontakte geknüpft, die ich jetzt nutzen wollte.

Prof. Dr. Michael Hampe 2016
Prof. Dr. Michael Hampe 2015
Foto : P. Leclaire Köln (Ausschnitt)

So startete ich 1992 einen beherzten Anruf. Die Oper Köln suchte gerade einen Operninspizienten. Sie gaben mir nach zweimonatiger Probezeit einen Solovertrag und ich wurde so Mai 1992 ins Kölner Ensemble engagiert. Das war jetzt Oper von der Pike auf. Eine erste Oper, die ich leiten durfte war im Oktober 1992 Carmen von Bizet, in einer Inszenierung von Jean-PierrePonnelle. Es folgten von 1992-1995 meine wirklich wunderbarsten Opernjahre an der Oper der Stadt Köln, unter der Intendanz von Prof. Dr. Michael Hampe.


1996 an der Kölner Oper / Kinderoper Foto: privat
Hexe Martin Finke – Taumänchen Mariola Mainka – Hänsel Thomas Bremser

Erst 1996, mittlerweile seit 1992 im Ensemble der Kölner Oper, unter der Intendanz von Günther Krämer, mit der Rolle des Hänsels in Humperdincks Oper betraut (Kinderoper Köln), kam das Thema Orpheus und Eurydike als Bruder-Schwester-Geschichte zu mir zurück.

Thomas Bremser als Hänsel 1986 Kölner Oper
1986/87 Gretel, Rosamund Cole und ich als Hänsel (Foto: Klaus Lefèbre; Oper Köln)

Letztendlich verursachte die Walküre-Produktion von Kurt Horres den Schub nach vorne. 1999 entwickelte ich die Produktion „orfeotransition“ und „Zwei in Einem“ mit Britta Antunes und der Tänzerin Bettina Rutsch.


Britta Antunes, Bettina Rutsch Foto: Friedhelm Krischer

2001 schied ich freiwillig und ein wenig desillusioniert über das subventionierte Operngeschäft aus dem Ensemble der Kölner Oper aus, um eine Ausbildung in Bochum zum Logopäden zu machen. Da war leider wirklich kein Platz zum atmen mehr.

2003 wurde ich selbständiger Gesangslehrer in meinem eigenen Gesangsstudio in Duisburg.

Avalon Vt 737sp



Ende 2003 entwickelte ich meinen MICRO-COSMOS, anhand von drei mythischen Männergestalten unter dem Arbeitstitel Triumvirat: Orpheus –Odysseus – Messias.
Parallel dazu unterrichtete ich meine Privatschüler im Fach Gesang.

Unser Arbeitstitel war „Orpheus am Rhein“
Es begann Juni 2004 „Sommernachtsträume“ OAR1.6
Weihnachten 2004 „Orpheus begegnet Jesus von Nazareth“, über das Lied „Es ist ein Ros entsprungen“ OAR2.6.

Schließlich 2005 das Pasticcio, der prall-barocke Opernkrimi „Eurydike darf nicht sterben“ OAR3.6.


Plakat OAR 3.6 Steigenberger Duisburger Hof 2005

2006 pausierte ich.

Irgendwie funktionierte das nicht so, und ich konzipierte dann 2007, ohne Promis, mit dem Komponisten und Lautenisten Thomas Bocklenberg (Thomas B Duo) die vierte Veranstaltung „John Dowland begegnet Orpheus in der Unterwelt“ OAR4.6.

Auch 15 Jahre später, als ich die Produktionskosten endlich gehabt hätte, sagte Frau E., nach anfänglichem Interesse, durch ihre Agentur, das Projekt OAR5.6, kurzfristig ab.
Große Ent=Täuschung! Frau Judy W. war für die gealterte Eurydike nicht zu begeistern. Dieser Kontakt schlug genauso fehl, wie der Agentur-Kontakt mit Uwe F., den ich gerne als Apollo besetzt hätte.

Grafik Thomas Bremser



Plakat von Thomas Bremser OAR4.6 Liebfrauenkirche Duisburg 2007


Ende 2008 kam es zur erneuten Begegnung mit meinem Freund Bernd Mischke, Leiter der Capella Vocale und mittlerweile BERGISCHEN MUSIKSCHULE Wuppertal. Nun entstand die Idee zu „Caterinuccia“ OAR6.6.
Mit dem Konzert „Caterinuccia“ im Juni 2009 sollte sich wieder einer meiner virtuellen Kreise schließen. Leider verstarb Bernd Mischke. Ein neuer Kreis sollte 2010 beginnen…


Plakat von Ute Seifert (Stadt Wuppertal)


Danach ging ich ins „musikalische Exil“. Ich hatte mein Projekt für Kulturhauptstadt RUHR.2010 im Kulturausschuss der Stadt Duisburg eingereicht, und wurde bei meiner Präsentation leider sehr abfällig behandelt. Aufgeschossene Kulturbeamt*innen kochten lieber ihr eigenes Süppchen. Manche sitzen auch jetzt noch in ihren prominenten Sesseln.

Ohne mich! Bleibe positiv und zugewandt! Irgendwann hatte ich mir selbst den Nobelpreis des „Schwierigen“ verliehen. Dann läuft es besser, und man muss nicht immer alles persönlich nehmen.

Brunhilde Bremser
Titus Bremser
Thomas Bremser 1959
1959 Meine Eltern und ich…

Mein Vater Titus Bremser (1925-2014) Opernsänger, Operninspizient




Dass meine Mutter verstorben war, erfuhr ich am 18. Februar 2017 telefonisch, als ich eine Kunstausstellung in Düsseldorf besuchte. Am Ehrenhof, wo meine Mutter über 30 Jahre als Souffleuse auf der Probebühne der Deutschen Oper am Rhein gearbeitet hatte, stand dieser leere Tisch mit leeren Bänken und einem Stuhl.

Meine Mutter Brunhilde Bremser (1934-2017), Souffleuse


Natürlich spielen meine Eltern eine Rolle in meinem Leben. Unermüdliche, ja unerlässliche Reflektion und das Verstehen des eigenen Verhaltens nahmen immer einen großen Raum ein. Ich versuche meine Eltern wie U-Boote hinter mir zu lassen, Manchmal tauchen Sie auf und versuchen den ewigen Einfluss auf mich zu vergrößern. Heutzutage habe ich gelernt, mein größtes Segel in den Wind zu setzen, um den Abstand und Einfluss zwischen ihnen und mir zu vergrößern. Nur so schaffe ich es.


Meine Schwester Julia und ich in Canterbury 1984

Ja und meine Schwestern…
Eva Rogeria Bremser *20.November 1957 +26.November 1957
Julia Lingen (geb. Bremser) *1963
Es ist leicht herauszufinden, dass mich das Thema „Bruder-Schwester“ fesselt, und meine künstlerische Arbeit besonders prägt.



Mein Beitrag zur Pandemie 2020 , während ich in Kita und Grundschulen unterrichte. Selbstbildnis mit kostbarem Klopapier „Eine Hommage an die Wirklichkeit“ von Thomas Bremser

An dieser Stelle mal ein Lob?
Ausdrückliches Dankeschön an das Land.NRW für die 2000 Euro in der Pandemie (2020).
Auch andere Projekte für den Duisburger Jubilar Gerhard Mercator 2012, wurden nach meiner Präsentation, vor dem damaligen Oberbürgermeister der Stadt Duisburg, u. städtischen Kulturschergen, vom Tisch gefegt.
Immerhin hätte ich nach Absprache mit der Agentur von Götz George, den Schauspieler für die Rolle des Gerhard Mercator gewinnen können. Stattdessen wurde dann ein Millionenprojekt bevorzugt, das in Varianten schon in anderen Locations aufgeführt worden war. Ein Trauerspiel.

Merke: Du darfst keine Ideen haben, die andere nicht haben.
Aber das ist ja wohl in jeder künstlerischen Auseinandersetzung der Normalfall.

GGS Mozartschule Duisburg JEKITS 1
Tafelbild Jekits 1 GGS Mozartschule in Duisburg